Landvolk ging in sechs Weg-Etappen nach Flüeli

Zum Friedenspatron gepilgert

AUGSBURG – Bereits zum 45. Mal haben sich Pilger der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) im Bistum Augsburg auf den Weg in die Schweiz zu ihrem Patron nach Flüeli-Ranft gemacht. Der Ort war die Wirkungsstätte des heiligen Bruders Klaus, der weit über seine Heimat hinaus als Fürsprecher für den Frieden verehrt wird.  

Noch in der Morgendämmerung trafen sich die Pilger aus der ganzen Diözese am ersten Tag ihrer Wanderung an der Bruder Klaus-Kapelle in Hagspiel bei Oberstaufen. Viele kamen mit einer großen Spannung, was an den bevorstehenden sechs Pilgertagen auf sie zukommen und wie sie die jeweils etwa 30 Kilometer langen Tagesetappen meistern würden. Bei anderen, die sich schon zum wiederholten Mal auf diesen Weg machten, herrschte große Wieder­sehensfreude. 

Alle Teilnehmer wurden begrüßt und erhielten ihre Namensschilder. Dann startete die erste, fast 90 Personen große Gruppe. Eine weitere Gruppe mit fast 110 Personen machte sich einen Tag später auf den Weg. Mit dem ersten Impuls zum diesjährigen Pilgerthema „Dem Leben trauen“ kehrte Ruhe ein, und der Fußmarsch konnte beginnen. 

Glücklich im Quartier

Organisiert und geleitet wurde die Wallfahrt durch die Referenten der KLB, Dieter Haschner und Bernhard Schöner, sowie ehrenamtliche Mitarbeiter und drei Priester in jeder Gruppe. Geschafft und glücklich kamen die Pilger jeden Abend am Quartier für die Nacht an. Die Unterkünfte waren größtenteils sehr einfach: Man schlief in Turnhallen oder Schulen. Doch es gab alles, was die Pilger brauchten: eine Dusche, eine Matratze, auf der man im selbstmitgebrachten Schlafsack ausruhen konnte, und ein gutes, reichhaltiges Abendessen. 

Nachdem man sich gestärkt hatte, ging man gerne schlafen. Am nächsten Morgen wurde bereits um 3 Uhr geweckt. Eigentlich unmenschlich! – Doch in der Gruppe war auch dies zu schaffen. Der neue Pilgertag konnte nach einem kurzen ersten Impuls beginnen. 

Morgens hatten die Teilnehmer beim Gehen im Schweigen zunächst viel Zeit zum Nachdenken. Nach zwei Stunden wurde es langsam hell. Dann wurde die erste Kaffeepause eingelegt und nach so manchem Gespräch fiel das Gehen wieder leichter. Ganz unterschiedlich waren die Gesprächsthemen. Bei den einen wurden lustige Geschichten erzählt, die anderen berichteten ihren Weggefährten von schweren Schicksalsschlägen in ihrem Leben.  

Vielen wurde bewusst, dass dieser Weg für sie eine Kraftquelle und Tankstelle fürs Jahr sein würde. Andere gingen den Weg im Gebet aus Dankbarkeit und zur inneren Einkehr. Aber auch die Geselligkeit und das Lachen gehörte dazu – manchmal auch, wenn vor dem Einschlafen die müden Muskeln massiert oder Blasen verarztet wurden. 

Nach sechs Tagesetappen zog die erste Gruppe mit Gesang und Bannern in die Bruder Klaus-Kirche in der Ranft ein: gerührt, glücklich und erschöpft. Dort feierten sie einen Dankgottesdienst und genossen bald die Zeit der Entspannung. 

In Sachseln empfing die Gruppe die einen Tag später gestarteten Nachzügler. Gemeinsam zog man in die Grabeskirche des Heiligen, die Pfarr- und Wallfahrtskirche von Sachseln, ein, um Gottesdienst zu feiern. Nun waren alle fast 200 Pilger vereint. Auch die Musiker aus beiden Gruppen fanden sich zusammen und begleiteten mit ihren Instrumenten, von der Tuba bis zur Geige, diese und die weiteren Messen. 

Die Spiritualität des Ortes sowie die Ruhe am Sarner See genossen und erlebten die Pilger noch ein paar Tage gemeinsam. Auch lernten sie das Wirken von Bruder Klaus und seiner Frau Dorothea, die ebenfalls ein heiligmäßiges Leben führte, besser kennen und verstehen. 

Dankbar und zufrieden, diese herausfordernde Fußwallfahrt erlebt und neue Kraft getankt zu haben, kehrten die Wallfahrer in Bussen zurück in ihre Heimat.

Martha Hänsler

02.09.2023 - Bistum Augsburg